Gut, es dauerte noch ein paar Jahre, bis die "Barnack-Leica" ab 1925 ihre Markteinführung feierte. Anfangs aufgrund des im Vergleich sehr kleinen Filmformats belächelt, stellte sich bald heraus, dass diese Kleinbildkamera in sehr vielen Bereichen sehr viele Vorteile bot im Vergleich zu ihren klobigen Verwandten - und dennoch eine Bildqualität lieferte, die in den meisten Fällen mehr als genug war. Mittel- und Großformatkameras gibt zwar auch heute noch, aber der Siegeszug der 35mm-Filmfotografie nahm seinen Lauf.
Einer der bekanntesten Leica-Nutzer und Street-Fotografen der ersten Stunde ist der Franzose Henry Cartier-Bresson (geb. 1908, gest. 2004), den ich mal stellvertretend für die zahlreichen anderen Fotografen und Fotografinnen nenne. Seit 1930 widmete er sich der Fotografie und nutzte fast ausschließlich die handlichen Leica-Kameras aus Wetzlar. Eines seiner bekanntesten Werke ist "The decisive moment", ein Buch von 1952 mit zahlreichen Fotografien Cartier-Bressons, die den "entscheidenden Moment" einfangen - seien es menschliche Interaktionen, Bewegungen oder zeitgeschichtlich bedeutende Ereignisse: ungeplante Fotografien der Straße und des öffentlichen Lebens. Street-Fotografie ist also beileibe kein Hipster- und Instagram-Phänomen der heutigen Zeit.
Was hat mein Foto damit zu tun? Nun, ich wage es nicht im Ansatz, mich mit Größen wie Cartier-Bresson, Robert Frank oder Saul Leiter zu vergleichen. Ich bin im Juli dieses Jahres jedoch im Wuppertaler Hauptbahnhof und der Umgebung herumgelaufen (ich wartete mal wieder auf meinen Zug nach Berlin), um mich mit der sehr kompakten Nikon 1 J3 bewusst der Sparte "Street-Fotografie" zu widmen. Ein bisher eher ungewohntes Terrain für mich, einfach so Menschen zu fotografieren. Ja, mir sind die Themen "Recht am eigenen Bild" und "Kunstfreiheit" durchaus bekannt - beides ist grundgesetzlich verankert. Diese beiden Rechte können im Widerspruch stehen und die Gewichtung ist oft Auslegungssache. Letztlich muss jeder für sich selbst einen moralischen Kompass entwickeln zu entscheiden, ob fotografiert und ggf. veröffentlicht wird oder nicht.
Bruce Gilden zum Beispiel ist ein Fotograf, der Menschen mit seinem Fotoapparat und Blitz förmlich ins Gesicht springt und auch zahlreiche Bilder veröffentlicht, die weithin als "unschmeichelhaft" empfunden werden. Eine Herangehensweise und Anschauung die ich nicht teile, wenn auch die Fotografien selbst eine starke Faszination ausüben.
Ich habe für mich festgelegt, dass ich Menschen erstens nicht bedränge und niemanden in Not- oder peinlichen Situationen fotografiere. Ich stelle mir eine einfach Frage: "Wäre es für Dich selbst in Ordnung, wenn Du diese Person wärst und das Foto auf dem Titelblatt einer Zeitung publiziert würde?" - Wenn ich hierauf mit "Nein." antworte, lösche ich das Bild oder drücke erst gar nicht auf den Auslöser.
Body und Objektiv | Nikon 1 J3Nikon 1 Nikkor VR 10-30 F3.5-5.6 |
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Aufnahmedaten | ISO 1601/250s34mm ff. equiv.F 3.8 |
Kompensation | +/-0 EVkein Blitzkein Stativ |
Bildbearbeitung | DxO Photolab 7 |